Montag, 18. Februar 2008

Rio de Janeiro (04.02.-13.02.08)

Nach meiner Ankunft in Rio am Flughafen wurde ich von dem netten Taxifahrer erst einmal in die Stadt zum Hause meiner Bekannten gebracht, wo ich herzlich aufgenommen wurde.

Sogleich am ersten Abend hiesse es dann erst ein mal; ab auf die Strasse um das Rio während des Carnevals zu erleben. So zogen wir los in eine Bar um die Ecke. Die Bar schien aus allen nähten zu platzen und der grösste Teil der Barinsassen schien schon das eine oder andere Bierchen oder den einen oder anderen Caipirinha getrunken zu haben. So hat sich ein nicht mehr ganz geradlinig vorwärtsbewegender, vollbartiger, junger Saenger direkt in mich verliebt und wollte mich nicht mehr gehen lassen, als wir nach meinem ersten richtig brasilianischen Caipirinha und einem Empanada brasilianischer Art als Apero, zum Nachtessen aufbrachen. Das Nachtessen verlief etwas ruhiger und es wurde sich schoen brav auf franzoesisch unterhalten, damit ich auch etwas verstand. Im Allgemeinen war mein erster Eindruck vom Carneval in Rio etwa der gleiche wie von der Fasnacht in der Schweiz. Viele betrunkene und eine gute Gelegenheit mal so verrückt wie nur möglich durch die Gegend zu laufen. Allerdings war es schon etwas später und die zweifelhafte Grundverfassung der meisten Leute so zu erklären. Die wichtigsten Unterschiede sind: Es ist viel wärmer, dementsprechend leichter auch die Bekleidung, die Musik ist eine total andere, aber auch die Leute Brasiliens machen den Carneval in Rio zu etwas ganz speziellem.

Die naechsten Tag bis zu meiner Abreise verbrachte ich vorwiegend mit nichtstun. Das heisst soviel wie; viel schlafen, lesen, essen, am Pool liegen, den Carneval geniessen und einige Spaziergänge am Strand und durch die Stadt zu unternehmen. Untenstehend habe ich euch ein paar Highlights meines Rio aufenthaltes genauer beschrieben:



Carneval Party im Sofitel
Am einem Abend hiess es ganz spontanerweise, ob ich Lust hätte an eine Carneval Party zu gehen. Als ich zustimmte, wusste ich noch nicht, was mich da erwarten würde.
Da es eine Carneval-Party war, hiess die Devise erst einmal in eine möglichst ausgefallene Gardarobe zu steigen. Da ich auf meiner Weltreise nicht unbedingt immer ein Carnevalkostüm dabei habe, durfte ich mir ein Kleid von Iracema ausleihen. Das Ergebnis war eine Mischung aus Prinzesschen in rotem Abendkleid mit Hippie Allüren (bildet euch doch eure Meinung selbst und schaut euch die Bilder an, ihr wisst dann schon welches Outfit gemeint ist:-).
Mit dem Taxi gings zum besagten Hotel. Als wir da ankamen, staunte ich nicht schlecht ab all den vornehm gekleideten Damen und Herren und den vielen Presseleuten die da überall umherschlichen. Hintern unseren Masken versteck, schlichen wir uns ins Hotel und genossen dort ein vorzuegliches Essen vom Buffet. Das Essen sowie die Getränke waren alle im Preis inbegriffen und so wurde die ganze Nacht getanzt und gegessen und getrunken. Die Stars und Sternchen, sowie die Presse um mich herum, waren bald vergessen und ich tanzte die ganze Nacht hindurch zu Livebands Samba. Obwohl ich ja keine Ahnung vom Samba habe, hatten alle Leute wahnsinnig Freude daran, dass ich trotzdem mitmachte. Auf der Tanzflaeche tummelte sich jung und alt, die Trommler einer Sambaschule, aber auch die bekannten, halbnackten Sambataenzerinnen (wobei der Carneval nicht nur aus denen besteht, wie in Europa oft angenommen, aber darauf werde ich später noch eingehen).
Obwohl ich die Sprache nicht verstand, habe ich einige sehr nette Bekanntschaften gemacht. Zum einen war da der Pirat, welcher sogar sehr gut Englisch sprach (auch russisch, aber damit konnte ich nicht wirklich viel angfangen), zum andern war da der Tanzlehrer von Iracema, der mir die Schritte ein wenig zeigten. Aber auch die Freundinnen von Iracema kümmerten sich herzlich um mich und entführten mich ab und an wieder auf die Tanzfläche.

Erst ca. um 6 Uhr morgens kehrten wir nach Hause zurück, wo ich sofort todmüde ins Bett viel und einschlief. Alles in allem eine wirklich gelungene Nacht.


Carneval - die 5 besten Sambaschulen
In diesem Bericht möchte ich zuerste einige Informationen voranstellen: Der Carneval in Rio besteht nicht nur aus den halbnackten Taenzerinnen der Sambaschulen sondern aus viel mehr. Zum einen sind da die Umzüge in den Quartieren mit anschliessenden Partys überall in der Stadt, die von den Anwohnern Rios (Cariocas, http://de.wikipedia.org/wiki/Carioca) durchgefuehrt werden, welche Sambatanzend durch die Strassen ziehen und zum anderen ist da der Wettbewerb der Sambaschulen. In diesem Wettbewerb treten jedes Jahr die Sambaschulen von Rio gegeneinander an (dieses Jahr waren es 12) um einen Sieger zu kühren. Dabei widmed sich jede Schule einem anderen Thema zu welchem die passendend Kostüme, die passenden Koreographien aber auch die passenden Liedertexte entworfen werden (Bsp. ein Wagen der ein Gletscher darstellt mit Sambatanzenden Tieren wie Piguinen und Eisbären darauf, Thema: Sorge tragen zu unseren Planeten). Die Vorbereitungen dauern das ganze Jahr hindurch und am Carneval wird alles in einem Umzug vorgeführt. Die 5 besten Sambaschulen dürfen am Samstag nach Beendigung des offiziellen Carnevals, nochmals durchs Sambadromo ziehen und sich feiern lassen. Wenn man diesem Treiben zuschaut, sieht man die Leidenschaft der Leute, mit der sie am Umzug teilnehmen und die sie zu dieser Musik verspühren.
Der offizielle Carneval dauerte dieses Jahr vom 2. bis 5. Februar 08, wobei erst am Sonntag 10. Februar 08 mit den letzten Strassenumzügen der Carneval in Rio ein definitives Ende fand. (Für weitere Informationen: http://www.rio-carnival.net/rio_carnival/rio_carnival_programs.php)


Sambatanzend durchs Quartier
Am Sonntag fanden, wie schon erwähnt, die letzten Umzüge in den Quartieren statt. So auch in Leblon, dem Quartier in dem ich während meines Rio Aufenthaltes wohnte. Da ich mehrmals Interesse bekundet hatte, einen solchen Umzug zu sehen, zogen wir um etwa 14.00 h los. Nach längerem umherirren und Durchfragerei (meine Begleitung war selbst nicht so informiert und organisiert), fanden wir schlussendlich den Treffpunkt, wo der Umzug starten sollte. Wir wurden sogar mit T-Shirts ausgerüstet, was mich schon ahnen liess, dass aus blossem Zuschauen wohl nichts werden würde. Um 16.00 h gings dann los. Die erste Gruppe startete. Da meine Begleitung, die mittlerweilen aus ca. 20 Personen bestand, in tiefe Gespräche vertieft war, wurde der Start ein wenig verpasst. Zum Glück startete aber noch eine zweite Sambagruppe mit der wir tanzend der Strasse am Strand nachzogen. Immer wieder wurde mir von einem aus meiner Begleitungsgruppe ein Bierchen hingehalten, welches von der Strassenverkäuferin, welche mit ihren Styroporboxen neben uns her tanzte, erworben wurde. Diese nette Verkäuferin kümmerte sich ganz rührend um mich un liess mich nicht aus den Augen, stellte sich vo mich, wenn ein fremder mich Ansprach und zeigte mir wie ich mich zur Musik bewegen muss.
An diesem Nachmittag lernte ich viele nette Leute kennen. Unter anderem auch Carole mit der ich sehr viel sprach und dies obwohl sie nur portugiesisch spricht und ich bekanntlich nicht. Mein Spanisch hat mich da wohl gerettet. Das konnte sie nämlich verstehen und ich ihre portugiesische Antwort. Es ist schon verblüffend und wahnsinnig faszinierend, wenn man sich mit Menschen unterhalten kann, obwohl man nicht die selbe Sprache spricht.

Nach dem Umzug bin ich noch mit Carol und ihrer Familie etwas Essen gegangen. Später am Abend haben wir wieder zum Rest der Gruppe gefunden und den Tag mit einem weiteren Bierchen ausklingen lassen.


Ausflug zum Christo
Am Tag vor meiner Abreise, hatte ich mich mit dem Piraten verabredet, den ich an der Party im Sofitel kennengelernt hatte. Er ist gebürtiger Brasilianer und wollte mir daher eine Attraktion seiner Stadt zeigen. Um 16.00 h waren wir vor dem Haus in meiner Strasse verabredet. Doch wie es sich für südamerikanische Verhältnisse gehört, traf man sich erst um 16.30 h am besagten Treffpunkt. :-)
Seine Mutter, die an der Party gesungen hatte und früher eine bekannte Soap Opera Schauspielerin Brasiliens war, begleitete uns auf unserem Trip. Sie stellte sich als Fahrerin zur Verfügung, was die Anreise bedeutend vereinfachte.
Nach ca. 30 minütiger Autofahrt mussten wir das Auto auf einem Parkplatz abstellen und mit dem kostenpflichtigen Bus weiter (Kosten 10 Real = ca. 6.50 Fr.). Wobei sich meine Begleiter wahnsinnig darüber aufregten, dass sie als Bürger Rios mit ihrem Fahrzeug nicht ganz hochfahren durften.
Nach kurzer Busfahrt kamen wir oben an und mussten nur noch einige Stufen bis zum Christo erklimmen. Die Aussicht von da oben ist wirklich überwältigend und da wir einen aussergewöhnlich klaren Tag erwischt hatten, konnte man auch unglaublich weit sehen. Die Grösse Rios wird einem von da erst richtig bewusst. Auch die Tageszeit war ideal. Die Sonne stand schon tiefer und so war es, für brasilianische Verhältnisse auch nicht mehr so heiss.
Nach geraumer Zeit wurden wir und die übriggebliebenen Touristen aufgefordert aufzubrechen und die Anlage zu verlassen.

Zurück in der Stadt wollt mir der Pirat unbedingt noch mehr bieten, da ihn aber seine finanziellen Möglichkeiten einschränkten, liess ich mich zu einem Strandspaziergang überreden, wo ich mir spannende aber auch traurige Geschichten über seinen Russlandaufenthalt anhören durfte. Danach verabschiedete ich mich und ging nach Hause.

Der letzte Abend in Rio sachloss mit einem Nachtessen im Restauran, zusammen mit den Freunden von Iracema, mit stundenlangen Gesprächen in portugisisch/spanisch und mit einer letzten Sambalehrstunde.


Diverses
Das Wetter in Rio war bei meiner Ankunft regnerisch und blieb auch die ersten Tage so. Auch vor meiner Ankunft hatte es lange Zeit geregnet. "Dies sei ganz und gar nicht normal", wurde mir entschuldigend mitgeteilt. Normalerweise kämen allerhöchstens Gewitterschauer vor. Zum Schluss änderte sich das Wetter doch noch und ich konnte Rio bei 35 Grad und Sonnenschein geniessen.
Nichts desto trotz kamen mir bei diesen Aussagen die abnormalen Wetterverhältnisse im Süden Argentiniens (rund um Salta) in den Sinn; In den letzten Wochen meines Argentinienaufenthaltes herrschten dort Regen und Überschwemmungen vor. Auch der harte, kalte und langanhaltende Winter Indiens, welchen ich durch Brumm mitbekommen hatte, ging mir durch den Kopf. Zu guter letzt war auch das Wetter in Sydney so schlecht wie noch nie im Sommer, wie isch später erfahren würde.
Während laut Berichten von Freunden und Familie in der Schweiz ein herrlicher Winter durchlebt werden durfte, scheint auf dem Rest der Welt das Wetter völlig verrückt zu spielen. Trotz aller Tragik dieser Tatsache, konnte ich mich glücklich schätzen, da ich doch an vielen Orten noch einigermassen gutes Wetter erleben durfte.


Caipirinha ist das Nationalgetränk Brasiliens und die Standartversion mit viel Rohrzucker, Eis, Limetten und Cachaca auch in der Schweiz bekannt.
Caipirinha ist mein Lieblingsdrink und so kam ich in Brasilien voll auf meine Kosten. Hier wird der Caipirinha jedoch mit allen nur erdenklichen Früchten gemacht, so dass einem nie langweilig wird :-). Zu meinen Favoriten gehören Caipi mit Passionsfrucht oder mit Lychee. mhhh....
Auch kommen die Drinks oft ungezukert daher und man hat die Möglichkeit nach belieben zu süssen (allerdings oft mit normalem und nicht mit Rohrzucker). Der selbe Drink kann auch mit Vodka anstatt Cachaca gemixt werden (=Caipiroshka), in Brasilien auch sehr geläufig. Na also dann... Proscht!!! (http://de.wikipedia.org/wiki/Caipirinha)

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